Wie viel Kapazität braucht eine Powerstation im Wohnwagen?
Die wichtigste Frage vor dem Kauf: Wie viel Energie brauchst du pro Tag? Eine grobe Daumenregel: Für einen typischen Wohnwagen mit LED-Beleuchtung, Wasserpumpe, Lüfter, Handy/Laptop und einer sparsamen Kühlbox sind 600–1.500 Wh für ein bis zwei Tage ohne Nachladen realistisch – je nach Ausstattung und Nutzungsdauer.
Beispiel 1: Kurztrip mit wenig Verbrauch
Du nutzt vor allem Licht, lädst Handy und Tablet und betreibst vielleicht kurz einen Laptop:
- LED-Licht im Wohnwagen: ca. 10–30 W für ein paar Stunden
- Handys & Tablet laden: 20–50 W insgesamt über den Tag
- Laptop gelegentlich: 50–80 W für 1–2 Stunden
Damit kommst du mit einer Powerstation um die 500–700 Wh schon gut über ein Wochenende, solange du nicht alles ständig auf Vollgas laufen lässt.
Beispiel 2: Kühlbox + mehr Komfort
Sobald eine Kompressor-Kühlbox dazukommt, sieht die Welt anders aus. Eine moderne Box zieht je nach Modell im Schnitt etwa 40–70 W bei normaler Außentemperatur. Dazu kommen Licht, Wasserpumpe und Geräte.
Für zwei bis drei Tage ohne Nachladen solltest du bei 1.000–1.500 Wh Kapazität planen. Damit bist du deutlich flexibler und musst nicht ständig auf jedes Prozent achten.
Beispiel 3: Mehrere Tage autark mit Solar
Wenn du länger frei stehen willst, kommst du um Solar kaum herum. Eine Powerstation mit ca. 1.500–2.000 Wh kombiniert mit ein bis zwei faltbaren Solarpanels (z. B. 200–400 W Gesamtleistung) kann dich bei gutem Wetter mehrere Tage oder sogar dauerhaft versorgen – abhängig davon, wie sparsam du bist und wie viel Schatten du hast.
Wichtig ist hier vor allem, dass die Powerstation einen vernünftigen Solarregler und genug PV-Eingangsleistung unterstützt. Auf diese Punkte gehe ich weiter unten noch genauer ein.
Welche Powerstation passt zu welchem Wohnwagen-Typ?
In der Tabelle und den Produktkarten oben hast du schon gesehen, wie sich die Modelle bezüglich Kapazität, Mobilität und Preis-Leistung unterscheiden. Hier eine grobe Einordnung, für wen welche Rolle typischerweise passt:
Top-Empfehlung – der Allrounder für die meisten Wohnwagen
Die Top-Empfehlung ist in der Regel die ausgewogenste Lösung: genug Kapazität für ein Wochenende mit Kühlbox, ausreichend Leistung für Kaffeemaschine oder Föhn (im Rahmen) und trotzdem noch halbwegs tragbar. Wenn du keine Lust hast, ewig zu vergleichen, ist das der Kandidat für „einmal kaufen, Ruhe haben“.
Preis-Leistungs-Tipp – viel kWh für vergleichsweise wenig Geld
Der Preis-Leistungs-Tipp verzichtet oft auf ein paar Komfortfunktionen, bietet aber sehr viel Kapazität pro Euro. Ideal, wenn du:
- häufig mit Wohnwagen unterwegs bist,
- nicht unbedingt das kompakteste oder leichteste Gerät brauchst und
- den Fokus klar auf „möglichst viel Energie“ legst.
Budget-Modell – für einfache Setups und Einsteiger
Wenn du nur ein paar Geräte laden willst, vielleicht eine kleine Kühlbox mit überschaubarer Laufzeit und ansonsten viel auf dem Campingplatz mit Stromsäule stehst, kann ein günstigeres Modell ausreichen. Wichtig:
- prüfe die Dauerleistung des Wechselrichters,
- achte auf Schutzfunktionen (Überlast, Übertemperatur, Kurzschluss),
- und plane genug Kapazität ein, damit du nicht permanent am Limit bist.
Premium-Modelle – wenn Komfort und Ladegeschwindigkeit Priorität haben
Premium-Powerstations bieten oft:
- sehr schnelle AC-Ladung (teilweise 80 % in unter einer Stunde),
- hohe mögliche PV-Leistung,
- Geräuschoptimierung und bessere Displays/Apps,
- teilweise erweiterbare Akkus.
Das kann sich lohnen, wenn du viel unterwegs bist, hohe Lasten betreibst oder eine Lösung suchst, die auch zu Hause als Notstrom-Backup dient.
Worauf du bei Powerstations im Wohnwagen achten solltest
Kapazität (Wh) und nutzbare Energie
Die angegebene Kapazität in Wh ist die Obergrenze – was du tatsächlich rausbekommst, liegt meist etwas darunter (Verluste im Wechselrichter, Standby-Verbrauch etc.). Ein grober Richtwert: Plane mit 80–85 % der angegebenen Kapazität als real nutzbar.
Wechselrichter-Leistung (W)
Viele Camper unterschätzen die nötige Dauerleistung. Typische „Stolperfallen“:
- Kaffeemaschine, Wasserkocher: oft 800–1.500 W
- Föhn: schnell 1.000–2.000 W
- Klimaanlagen oder Heizlüfter: meist keine gute Idee an kleinen Powerstations
Für einen Wohnwagen reicht häufig eine Powerstation mit 600–1.200 W Dauerleistung, solange du keine großen Heizgeräte betreiben willst. Wichtiger als die Peak-Leistung ist, was dauerhaft stabil möglich ist.
Anschlüsse und Ladeoptionen
Für den praktischen Alltag im Wohnwagen sind sinnvoll:
- mindestens ein bis zwei 230-V-Steckdosen (Schuko)
- mehrere USB-A und USB-C Ports, idealerweise mit Power Delivery
- ein geregelter 12-V-Ausgang für Kühlboxen und Bordnetz
- Unterstützung für Solar-Eingang mit passendem Spannungsbereich
Lautstärke und Temperatur
Gerade nachts im Wohnwagen können Lüfter nerven. Wenn du die Powerstation im Innenraum betreibst, lohnt es sich, auf Erfahrungsberichte zur Lautstärke unter Last zu achten. Ebenso wichtig: Die Station sollte auch bei sommerlichen Temperaturen im Wohnwagen oder Vorzelt nicht direkt am Limit laufen.
Powerstation im Wohnwagen laden – so planst du realistisch
Je nach Modell hast du mehrere Möglichkeiten, die Powerstation zu laden:
- Landstrom am Campingplatz – ideal for schnelles Vollladen vor der Abfahrt oder abends.
- 12-V-Anschluss im Auto – eher für „Nachladen unterwegs“, selten für Voll-Ladungen geeignet.
- Solarpanels – perfekt fürs freie Stehen und längere Touren ohne Stromsäule.
Landstrom: vor der Abfahrt voll machen
Wenn du mit voller Powerstation am Stellplatz ankommst, hast du die ersten 1–2 Tage Ruhe und kannst in Ruhe beobachten, wie schnell sich der Akku leert. So bekommst du ein Gefühl für deinen realen Verbrauch.
Solarpanels: Autarkie statt ständigem Nachladen
Für ernst gemeintes Autark-Camping im Wohnwagen bist du mit einem Set aus Powerstation + faltbarem Solarpanel am flexibelsten. Als grobe Orientierung:
- ca. 200 W Solar → langsames Nachladen, ausreichend für sparsamen Verbrauch
- ca. 300–400 W Solar → bei gutem Wetter auch für Kühlbox + Geräte realistisch
Wichtig: Prüfe, wie viel PV-Leistung deine Powerstation maximal verarbeiten kann und in welchem Spannungsbereich die Panels liegen müssen.
Wenn du tiefer in das Thema einsteigen willst, lohnt sich ein separater Blick auf unseren Ratgeber zu Solartaschen für Powerstations (sobald dieser Artikel live ist, kannst du hier direkt darauf verlinken).
Häufige Fragen zu Powerstations im Wohnwagen (FAQ)
Reicht eine 1 kWh Powerstation für ein Wochenende im Wohnwagen?
Für einen typischen Wochenendtrip mit LED-Licht, Handy/Laptop und einer sparsamen Kühlbox kann eine Powerstation mit rund 1.000 Wh ausreichen – vor allem, wenn du zwischendurch nachlädst (Landstrom oder Solar). Sobald du viele Verbraucher parallel oder dauerhaft laufen lässt, würde ich eher Richtung 1.200–1.500 Wh gehen.
Kann ich eine Powerstation dauerhaft im Wohnwagen stehen lassen?
Technisch ist das möglich, aber du solltest auf Temperatur und Feuchtigkeit achten. Lithium-Akkus mögen keine extremen Temperaturen. Am besten:
- nicht dauerhaft im Hochsommer in der prallen Sonne oder im geschlossenen Wohnwagen lagern,
- im Winter nicht tiefentladen stehen lassen,
- für längere Standzeiten bei ca. 30–60 % Ladung lagern.
Darf ich im Wohnwagen Elektroheizung oder Klimaanlage über die Powerstation betreiben?
Kurz gesagt: In der Praxis kaum sinnvoll. Heizlüfter und Klimaanlagen ziehen extrem viel Leistung. Selbst große Powerstations sind damit oft nach kurzer Zeit leer. Für kurze Einsätze ist das zwar möglich, aber als Dauerlösung für Heizen oder Kühlen ist eine Powerstation nicht gedacht.
Wann lohnt sich eine Powerstation gegenüber einer klassischen Wohnwagen-Bordbatterie?
Eine klassische Bordbatterie mit Laderegler ist nach wie vor eine gute Lösung. Eine Powerstation lohnt sich vor allem, wenn du:
- eine kompakte All-in-one-Lösung haben möchtest (Inverter, Ladegerät, Solarregler, Anzeige),
- die Energie auch außerhalb des Wohnwagens nutzen willst (z. B. im Garten, für Werkzeuge, als Notstrom zu Hause),
- oder du dir den Einbau eines festen Systems sparen willst.
Für Vielcamper kann eine Kombination aus Bordbatterie und Powerstation sinnvoll sein: Bordnetz für die Grundversorgung, Powerstation für Steckdosenverbraucher und autarke Reserven.